Samstag, 25. Juni 2016

Tradition und Festzeltkultur

Jeden Sommer wieder kann der Besucher in manchen bayerischen Gemeinden von Brauchtumsvereinen organisierte Feste erleben, die in aller Regel in einem Festzelt stattfinden. An einem Ende des Zeltes befindet sich eine Bühne, der Großteil der Fläche wird von Biertischen und -bänken eingenommen. Es gibt zu essen und zu trinken (vor allem Bier), auf der Bühne spielt eine Blaskapelle und verschiedene Volkstanzgruppen präsentieren ihre eingeübten Tänze in einheitlicher Tracht. Gelegentlich treten Schuhplattler auf, auch Kindertanzgruppen sind zu sehen, vor allem an den Nachmittagen. Der Lärmpegel ist beträchtlich, bedingt durch die Akustik im Zelt. Die Musik wird durch Mikrofone verstärkt, aber abgesehen davon sind die vorgetragenen Tänze eher getragen und gemächlich. Die Veranstalter betonen, dass sie "das trachtlerische und musikalische Können an die nächste Generation weitergeben" wollen, nur: Fühlt sich die junge Generation von dieser Art Brauchtumspflege angesprochen? Der junge Festzeltbesucher kann sich mit Freunden an einen Tisch setzen und Essen und Getränke konsumieren, aber schon ein Gespräch ist bei der herrschenden Lautstärke im Zelt schwierig zu führen. Am Tanz können nur die Besucher teilnehmen, die in der entsprechenden Tracht gewandet sind und mit ihrem angemeldeten Verein gekommen sind.
Ganz anders die Volkstanzveranstaltungen französischer Tradition, Bal Folk genannt, die es mittlerweile auch hierzulande gibt: Die Bühne ist für die Musiker da, und im Saal tanzt Jung und Alt, Groß und Klein. Ganz selbstverständlich bewegen sich die Kinder inmitten der Erwachsenen, werden bei den Kreistänzen integriert und wachsen so in der Tradition auf. So unangestrengt kann "lebendige Brauchtumspflege" sein. Es bleibt unbestritten, dass unsere Trachtenvereine viel Zeit, Idealismus und Gemeinsinn aufbringen, um ihre Ziele zu fördern, aber bei den Strategien zur Erreichung der Ziele können sie noch nachbessern.
Auch bei uns gibt es mittlerweile viele Musikgruppen, die die alpenländische Musik so spielen können, dass sie zum Tanzen animiert.