Dienstag, 6. September 2016

Festivalsommer (Teil 2): Festival Mediaval

Das Festival "Mediaval" findet alljährlich in Selb (Nordostbayern) statt und ist nach eigenen Angaben das größte Mittelalterfestival Europas. Größe bedeutet aber nicht, dass die musikalische Qualität im Durchschnitt auch größer ist als bei kleineren Veranstaltungen, wie der Vergleich mit dem Festival in Lommis zeigt. Auf den beiden großen Bühnen "Schlossbühne" und "Burgbühne" wurden die Konzerte natürlich elektronisch verstärkt, aber da wäre weniger mehr gewesen: Vor allem die Bässe waren durchwegs zu laut und stellten bisweilen die Melodieistrumente in den Schatten. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass vor den Bühnen Tanzfreudige durch einen starken Beat unterstützt werden sollten. Allerdings waren viele Kleinkinder anwesend, und nur wenige Eltern hatten für ihre Kinder mit einem Gehörschutz vorgesorgt.
Natürlich gibt es keinen Musikstil namens "Mittelalter", darum waren beim Festival auch Bands verschiedener Musikrichtungen vertreten, auch solche, deren Musik von Rap, Rock, Metal geprägt war und von denen ich annahm, dass sie meinem Geschmack eher nicht entsprechen würden. Einige Ensembles bezogen sich auf skandinavische Traditionen und hatten von dort Anregungen aufgegriffen, nicht nur, was das Instrumentarium betraf, sondern auch die Texte und die Harmonien. Ein Schwerpunkt war Musik aus dem Balkan. Bei der Vielzahl der auftretenden Ensembles war es mir natürlich nicht möglich, alle zu hören, die ich im Vorfeld als interessant eingestuft hatte, darum kann ich nur Ausschnitte aus dem umfangreichen Programm beschreiben und beschränke mich auf die Bands, die den lebendigsten Eindruck hinterlassen haben. 

Nun zu den auftretenden Gruppen: "Estampie" bot ein ansprechendes und abwechslungsreiches Programm dar, in dem instrumentale Passagen mit Gesang abwechselten.


Das Konzert von "Qntal" hingegen hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Bühnenshow war aufwendig und ausgefeilt, gewiss, aber die Musik war zu gleichförmig mit stetig stampfendem Rhythmus und elektronisch wabernden Klängen.
Eine Entdeckung waren die drei Musiker von "Violons Barbares": Ein Percussionist eröffnete das Konzert mit virtuosen Rhythmen. Ein mongolisches Streichinstrument, die Pferdekopfgeige, lieferte die dunklen Streicherklänge, aber nicht mit samtigem Wohlklang, sondern rauh, ungestüm, rhythmisch akzentuiert, und zusammen mit der bulgarischen Gadulka entstand ein faszinierender Sound mit orientalischen Harmonien, vielen Flageoletts und typischen Verzierungen. Dazu überraschte der Musiker aus der Mongolei, Dandarvaanchig Enkhjargal,  mit einer wandlungsfähigen Stimme und virtuosem Obertongesang.
Schließlich möchte ich noch die Band "Dikanda" erwähnen, deren Stücke von den Traditionen des Balkan geprägt sind, die schwungvoll und stimmig dargeboten wurden.

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